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Franz Hohler wird achtzig!

| Carol Rosa | Event-Tipps

Er ist der Geschichtenerzähler der Nation und scheint sich in Kinderseelen einfühlen zu können wie kein Zweiter: Franz Hohler ist am 1. März 80 Jahre alt geworden. Alles Liebe und Gute zum Geburtstag! Hier 5 Lesetipps, zusammengestellt von Kinder- und Jugendmedien Bern-Freiburg für Leporello.

 

Das kleine Wildschwein und die Krähen. Eifrig lernen die Wildschweinkinder, den Boden nach Nahrung zu durchwühlen und im Feld Maiskolben zu ergattern. Das kleinste Wildschwein guckt aber lieber in den Himmel, grunzt zum Gesang der Vögel und teilt seinen Maiskolben mit den Krähen. Als es krank und immer schwächer wird, kann ihm auch der schönste Amselgesang nicht helfen. Doktor Wildschwein empfiehlt Kastanien als Heilmittel. Doch die vom Vater eilends im Tessin besorgten Exemplare nützen nicht. Die letzte Hoffnung sind Kastanien aus Paris. Zu weit weg für jedes Wildschwein …

Nicht nur Kastanien, sondern vor allem auch Empathie, Fürsorge und Freundschaft helfen dem Wildschwein in Hohlers einfühlsam und pointiert erzählter Geschichte, gesund zu werden. Kathrin Schärers Zeichnungen erwecken Vier- und Zweibeiner zum Leben und lassen einen Kummer, Müdigkeit, Erlösung und Freude mitempfinden. Die Bilder des über den Gotthardpass preschenden Vaters oder der tief besorgten Familie sprechen Bände. Ein Geschenk grosser Erzähl- und Illustrationskunst. Eine Kurzkritik von Doris Lanz.

Franz Hohler und Kathrin Schärer: Das kleine Wildschwein und die Krähen. Carl Hanser, 2023, ab 4 Jahren.

 


Es war einmal ein Igel. «Es war einmal ein Igel, dem wuchsen plötzlich Flügel. Es war einmal ein Schwein, das liebte roten Wein.» Affe, Fuchs, Floh, Reh – zu allen findet Hohler einen lustigen Reim. Da ist aber auch das Messer, das weiss alles besser. Oder das Blatt, das hatte alles satt. Auf jeweils vier bis acht Zeilen bietet Hohler pointiert und mit einfachen Worten Kürzestgeschichten zum Schmunzeln. Mit der Illustratorin Kathrin Schärer hat der Autor eine bestens passende Ergänzung für seine Texte gefunden. Ihre Tiere sind zum Teil aus früheren Werken bekannt und verblüffen mit ihren unvergleichlich aussagekräftigen Gesichtern. Bei ihr verzieht sogar das Eichenblatt seinen Mund und kneift die Augen zusammen. Ein besonderes Vergnügen bieten ausserdem die etwas unanständigen Verse, in denen ungeniert Wörter wie «Furz» oder «beschissen» verwendet werden. Und wenn dann noch Schärers Johanna aus «Johanna im Zug» den Furz fahren lässt, ist der Lese- und Aufsag-Spass garantiert. Eine Kurzkritik von Sandra Dettwyler.

Franz Hohler und Kathrin Schärer: Es war einmal ein Igel. Carl Hanser, 2011, ab 7 Jahren.

 

 

Das Grosse Buch. Das Buch enthält 91 ausgewählte Geschichten von riesigen Zwergen, kranken Schwestern, dummen Lawinen, einer seltsamen Hochzeit und vielem mehr. Ob älter, neuer, unbekannt, länger oder kürzer – immer sind die Geschichten skurril, doppeldeutig und hintergründig. Leise und harmlos fangen sie an, entwickeln sich in eine ungeahnte Richtung und enden überraschend und nicht immer versöhnlich. Oft regen sie zum Nachdenken an, ohne belehrend zu wirken. Die wunderlichen, farbigen Illustrationen sind passend eingesetzt und ermöglichen den Betrachter:innen, in die Phantasiewelt der jeweiligen Geschichte einzutauchen. Das Duo Hohler und Heidelbach hat sich schon mehrere Male bestens bewährt. Schön ist, dass Geschichten aus vergriffenen Büchern nun für die Leserschaft wieder zugänglich sind. Beim Vorlesen werden auch Erwachsene ihre Freude daran haben. Die wunderschöne Ausführung mit Lesebändchen eignet sich auch zum Verschenken. Eine Kurzkritik von Katharina Siegenthaler.

Franz Hohler und Nikolaus Heidelbach: Das Grosse Buch. Carl Hanser, 2009, ab 7 Jahren.

 

 

Dr. Parkplatz. Ein Fremder mit dem seltsamen Namen Dr. Parkplatz kommt in eine Schweizer Kleinstadt. Wegen seines Titels und seiner Klugheit erhält er bald Besuch von ratsuchenden Menschen, denen er mit einer Tasse Tee und einfachen Ratschlägen zu helfen weiss. Weil er kein Arzt ist, schafft er sich damit aber auch Feinde. So wird er aufgefordert die Stadt zu verlassen. Kurz darauf erschrecken immer unheimlichere Vorfälle die Bewohner:innen. Als auch noch eine Fliegenplage die Stadt heimsucht, bietet Dr. Parkplatz an, das rätselhafte Geschehen aufzuklären.

Die Neuausgabe der erstmals 1980 erschienenen Geschichte ist mit plakativen Illustrationen in Rot- und Blautönen bebildert. In gewohnt gekonnter Manier verknüpft der Autor Realität und Fantasie und gibt der Erzählung durch scheinbar unerklärliche Ereignisse eine neue Wendung. Die im Text angesprochenen Themen Empathie, Hilfsbereitschaft, Ausgrenzung und Fremdenangst bleiben aktuell. Und ein Platz, der nach dem Doktor benannt sein könnte, findet sich fast überall. Eine Kurzkritik von Doris Lanz.

Hohler, Franz Hohler und Alice Kolb: Dr. Parkplatz. SJW, 2017, ab 10 Jahren.

 


Die Nacht des Kometen. Das Tal, in dem Jona und Mona mit ihren Eltern die Sommerferien verbringen, ist voller merkwürdiger Steine: Sie sehen aus wie ein Frosch, eine Eule oder eine Echse. Am liebsten klettern die Kinder auf einen Felsen, der einem Kamel ähnelt, oder sie türmen am Bergbach Steine zu eigenen Figuren auf. Seltsam, dass während eines heftigen Gewitters der Kamelfelsen völlig trocken bleibt und die Geschwister am Ende eines Regenbogens eine römische Münze finden. Haben diese Ereignisse mit dem Kometen zu tun, der sich der Erde nähert und von dem ihnen der Senn Samuel erzählt hat? In der Nacht, in welcher der Komet am stärksten leuchtet, wird der Kamelfelsen lebendig. Das Tier trägt die beiden Kinder durch eine Wüste in eine ferne Stadt. Dort erleben sie die Geburt Jesu und eine turbulente, keineswegs stille Nacht. 

«Wie eine Mauer Risse haben kann, hat auch die Zeit Risse, Spalten. Ab und zu aber öffnet sich ein solcher Zeitspalt ...» So einfach erklärt der alte Samuel Vorkommnisse auf der Alp, für die es keine rationale Erklärung gibt. Fliessend und nahtlos verläuft in Franz Hohlers Geschichte auch die Grenze zwischen dem Ferienort in den Bergen und der Fantasiewelt spielender Kinder und dem Nahen Osten vor mehr als 2000 Jahren. Der Autor erzählt so stimmig und anschaulich, dass die Leser:innen von seiner Fabulierlust angesteckt und ganz selbstverständlich mitgetragen werden. Selbst die im letzten Kapitel erwähnte eigenartige Veränderung auf dem Gemälde eines alten holländischen Meisters (in der Darstellung der Geburt Jesu sind weitere Figuren aufgetaucht!) leuchtet deshalb ein. Auf Kathrin Schärers ausdrucksstarken Illustrationen wird die Bergwelt mit Senn, Schweinen und Murmeltieren ebenso lebendig, wie die Heilige Familie, die Könige und Kamele in Bethlehem. Eine Kurzkritik von Doris Lanz.

Hohler, Franz Hohler und Kathrin Schärer: Die Nacht des Kometen. Carl Hanser, 2015, ab 10 Jahren.

 

Kinder- und Jugendmedien Bern-Freiburg ist seit Jahren redaktionelle Partnerin von Leporello. Mehr Infos siehe hier


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  • Autor:in
    Bücher von Franz Hohler
  • Genre
    Fiction
  • Bewertung