Coco und das „Kleine Schwarze“
Modegeschichte und Bilderbuch: passt das zusammen? Aber ja! Annemarie van Haeringen gelingt mit ihrer Biografie im Format eines Bilderbuches ein faszinierender Einblick in das Leben und Schaffen der Modeschöpferin Coco Chanel. Der Bilderbuch-Tipp von Andrea Kromoser.
"Ich bin keine Heldin. Aber ich habe mir gewählt, was ich sein wollte, und bin es." lässt Paul Morand Coco Chanel über sich selbst in „Die Kunst, Chanel zu sein. Coco Chanel erzählt aus ihrem Leben" sagen.
Gabrielle Chanel (1883 – 1971), genannt Coco, sieht sich selbst nicht als Heldin, sondern als starke Frau, die tut was sie mag und kann, als eine, die ihre Prinzipien lebt und auch standhaft vertritt. Chanels Erfindungen und Neuerungen der Damenmode sind Statements für Bequemlichkeit und schlichten Schick.
Ihre Entwürfe prägen die Mode bis heute nachhaltig. Den Frauen des frühen 20. Jahrhunderts erkämpften Coco Chanels Kleidungsstücke ein wesentliches Stück Beweglichkeit und Bewegungsfreiheit.
Das alles und noch viel mehr packt Annemarie van Haeringen in ihre im Format eines Bilderbuches gestaltete Biografie „Coco und das „Kleine Schwarze"". Beginnend mit der Kindheit im Waisenhaus bis hin zu ihrer Zeit als gefeierte Erfinderin des „Kleinen Schwarzen" erzählt van Haeringen in Wort und Bild aus Chanels spannenden als auch entbehrungsreichen Leben.
Der Text berichtet aus dem Alltag einer Frau, die um ihre Ziele zu erreichen und ihre Überzeugungen leben zu können, selbst kräftig mit anpacken und vieles erkämpfen musste.
„Ich ziehe kein Korsett an, nie!" (...) „Und auch keine endlosen Röcke mit breiten Hüften. Ich nähe ein Kleid, bei dem man spürt, dass man es anhat. Ein Kleid, in dem man tanzen und Fahrrad fahren kann."
Hier sitzt jeder Strich
Auf der Textebene bleibt die Geschichte eher fragmentarisch, erinnert an detailliert recherchierte, aneinander gereihte Gedankenketten, was dem (Vor-)Lesevergnügen jedoch keinesfalls im Wege steht. Denn die eigentlichen, erzählerischen Elemente der Geschichte sind ohnehin Annemarie van Haeringens beeindruckende Illustrationen: hier sitzt jeder Strich sowie jeder gezeichnete Nadelstich. Vom Schnittmusterbogen auf dem Vorsatzpapier, über Chanels Entwürfe zu Kleidern und Hüten, bis hin zur Körpersprache Cocos.
Vor allem letzteres verleiht den Bildern grosse Magie: wenn beispielsweise die gezeichnete Gabrielle Chanel in hohen, eleganten Schuhen, mit Hochsteckfrisur und Stecknadeln im Mund bei der Anprobe eines Kleides um ihre Kundin stöckelt, dann erinnert die gezeichnete Coco in ihrer gesamten Haltung an die Person auf den Originalfotografien. Darüber hinaus scheinen einzelne Szenen auf die Verfilmung Anne Fontaines „Coco Chanel. Der Beginn einer Leidenschaft" (2009, mit Audrey Tautou in der Hauptrolle) zu verweisen; eine Kombination die, für jugendliche Zielgruppen, durchaus auch in der Vermittlung des Bilderbuches angedacht werden könnte.
Das Bilderbuch „Coco und das „Kleine Schwarze"" sowie der Film und der eingangs zitierte Band seien allen an Modegeschichte als auch aussergewöhnlichen Frauenbiografien Interessierten wärmsten empfohlen.
Andrea Kromoser

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TitelCoco und das „Kleine Schwarze“
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Autor:inAnnemarie van Haeringen
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GenreNon-Fiction
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VerlagFreies Geistesleben
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Erscheinungsdatum2014
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Seiten32
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Übersetzer:inMarianne Holberg
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Bewertung