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Kaki, der Schreckliche

| Fachredaktion | Bilderbuch

Emmanuelle Polack und der Illustrator Barroux beziehen sich auf einen tragischen Vorfall, der sich im Jahr 1903 im Nilpferdgehege des Pariser Zoos ereignet hat. Der Bilderbuchtipp von Martina Friedrich.

Am 22. August 1896 erreicht eine Tiertransportkiste aus Afrika ihr Ziel, den Pariser Zoo. Hier empfängt der erfahrene Zoowärter Simon das acht Monate alte und bereits zweihundert Kilogramm schwere Nilpferdbaby in seinem neuen Zuhause.

Simon tauft den eigenwilligen, munteren zukünftigen Publikumsliebling Kako. Liebevoll zieht er gemeinsam mit seinen Kollegen Kako mit Ziegenmilch gross. Gern taucht das Flusspferd im Wasserbecken ab, und ist nur an seinen Ohren, Augen und Nüstern im Wasser für die Zuschauer zu erkennen. Einen weiteren Rückzugsort hat das Tier in dem kargen Gehege nicht, wie die alten schwarzweissen Zeitungsfotografien von 1903 zeigen.

Der Illustrator Barroux arbeitet mit Collagen, etwa Zeitungsauschnitten, in denen viel Unbekanntes über die Zootierhaltung vor hundert Jahren und den damaligen Unfall zu entdecken ist. Sofort fällt das Schwarzweiss der historischen, detailreichen Zeitungsbilder in den mit wenigen Farben kolorierten, doppelseitigen Zeichnungen des Bilderbuches auf. Barroux aquarelliert den Boden des Geheges in erdigen Tönen. Rot verwendet er für Kakos Transportkiste, Futter und die lustigen Affen. Kakos schlanker Wärter Simon trägt einen türkisfarbenen Arbeitsanzug. Mit wenigen Strichen zeichnet Barroux das Staunen über die Körperfülle eines Flusspferdes in die Gesichter der kleinen und grossen Zoobesucher.

Ebenso bezieht sich der kurze, klare Text von Emmanuelle Polack auf den realen Unfall im Pariser Zoo im Jahr 1903. Dabei stiess der vom Lärm gestresste Kako bei der Fütterung seinen Wärter, der nur einen Augenblick unaufmerksam war, um und packte ihn mit seinem riesigen Kiefer und verletzte ihn lebensgefährlich.

Diese tragische Geschichte in einem Bilderbuch zu erzählen, ist ungewöhnlich und zeigt uns, wie viel Verantwortung ein Tierpfleger für sich selbst und das Tier trägt. Zudem stellen sich dem Leser Fragen nach artgerechter Tierhaltung und Zucht gefährdeter Arten. Aber auch die Hintergründe, unter welchen Umständen Kako in Afrika eingefangen und zu welchem Zweck er in einen europäischen Zoo überstellt wurde, werden beleuchtet.   

„Und wenn er gute Laune hatte, präsentierte er, noch tropfnass, sein berühmtes Gähnen. Er riss den Kiefer weit auseinander und die Kinder jubelten, wenn sie seine beiden unglaublich großen Stoßzähne sahen, die fast 65 Zentimeter lang waren und Säbeln glichen. So kam er schließlich zu seinem Spitznamen „Kako, der Schreckliche“.“  


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Fachredaktion

  • Titel
    Kaki, der Schreckliche
  • Autor:in
    Emmanuelle Polack
  • Verlag
    Mixtvision
  • Erscheinungsdatum
    2015
  • Illustrator:in
    Barroux
  • Übersetzer:in
    Babette Blume
  • Bewertung