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Eins zwei drei Tier

| Fachredaktion | Neue Medien

Den Klassiker von Nadia Budde gibt es nun auch als App. Und siehe da, die elektronische Darbietung führt nicht nur das künstlerische Potential der Berliner Künstlerin neu vor Augen, sondern bindet kindliche User so unwiderstehlich mit ein, dass ihr eine Reimförderung vom feinsten gelingt. Der Tipp von Ina Nefzer.

Nadia Buddes Auftritt in der Kinderbuchszene war ein Paukenschlag: mit ihrem allerersten Bilderbuch „Eins zwei drei Tier“ gewann sie nicht nur den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis für Debütanten, sondern gleich auch den Deutschen Jugendliteraturpreis.
Der Buchtitel ist dabei nicht nur Programm, sondern ebenso einmalig und skurril wie die Bild- und Reimkunst der Berliner Künstlerin. Entsprechend geht es im Buchinneren weiter: „Benno Eddi Rolf – Wolf. Gross, mittel, klein – Schwein“. Je vier Wörter werden nach einem eigens erfundenem Reimschema //abcc// aneinandergereiht. Jede Seite eine Strophe, jeder Vers ein Wort. Erzählerisch läuft alles auf die zuletzt genannte Figur hinaus, die Hauptperson der jeweils nächsten Strophe wird.

Schwein mit Bier
Den entscheidenden Anteil an der Inszenierung von Buddes inzwischen berühmten Nonsens-Versen tragen jedoch die Bilder. Vor einfarbigen Hintergründen stehen in frontaler Ansicht und dick mit schwarzem Kontur umrandet, alle Figuren nebeneinander in der Reihe. Gestik, Mimik, Aussehen: alles karikaturistisch verfremdet und sehr witzig, weil die verrücktesten Sachen miteinander kombiniert werden. Nur bei Budde reimt sich ein „Schwein mit Bier“ auf „ihr“.

Dass es nach diesem Muster beliebig weitergehen könnte, zeigt Buddes neue App. Sie teilt zwar Titel, Reimschema und Erzählmuster mit dem Buchoriginal, wartet jedoch mit völlig neuem Figurenarsenal auf und weiss die technischen Finessen des digitalen Mediums grossartig zu nutzen. So bekommt nun – wenn sich die Einzelseiten aufbauen – jeder Vers einen eigenen Auftritt. Das betont nicht nur den lyrischen Rhythmus, das Ganze wird so auch visuell zum Gedicht. Zudem ist jede der 28 Strophen als Rätsel aufgebaut, wodurch der kindliche User aus der Rolle des Zuhörenden in die Rolle des Reimenden schlüpft. Seine Aufgabe: jeweils auf die richtige Lösung zu tippen. Da alles vertont ist und nur je zwei Varianten zur Auswahl stehen, findet sich der Endreim leicht. Ausserordentlich amüsant ist auch, was die Figuren zur falschen oder richtigen Antwort zu sagen haben. Da wird auch schon mal „Ich will nen Cowboy als Mann“ von einer Forelle geträllert. Als Bonusmaterial gibt’s ein Reim-Memory obendrauf.
Kind merkt: Dichten ist vielleicht doch nicht so schwer. Eine Portion Quatsch, Spass an Sprachspielereien und Wörtern, die sich reimen, schon ist das erste eigene Gedicht fertig. Mehr noch als das Buch, ist die App Reimförderung vom feinsten.

 


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