Zum Hauptinhalt springen

Papo and Yo

| Fachredaktion | Neue Medien

Es ist kein Geheimnis: Computerspiele setzen beim Storytelling oftmals mehr auf Schein als auf Sein. Bei „Papo and Yo“ ist das ganz und gar anders. Hier ahnt man, was mit diesem Medium alles möglich wäre. Der Game-Tipp von Bettina Wegenast.


Selten thematisiert ein Game existenzielle Probleme (abgesehen von Spielen wie „Heavy Rain“, die mit einigem Aufwand versuchen, künstlich eine Dringlichkeit herzustellen). In den meisten Spielen geht mehr um um Quests, die nur als Aufhänger für ein Spielerlebnis dienen.


Bei „Papo and Yo“ ist das ganz und gar anders. Hier ahnt man, was mit diesem Medium alles möglich wäre. „Papo and Yo“ lockt weder mit einem trickreichen Gameplay noch mit einer besonders ausgefeilten Grafik. Dafür geht es um etwas ganz und gar Existenzielles: um das Überleben eines kleinen Jungen, der seinem alkoholsüchtigen, brutalen Vater ausgeliefert ist.

Schon am Anfang fühlen wir uns ein bisschen unbehaglich: Das Monster ist so gross und wir selber sind, als Junge „Quico“, so klein, dass wir kaum zusammen kommunizieren können. Dafür können wir auf dem Bauch des schlafenden Monsters herumhüpfen und gelangen so an Orte, die für uns sonst unerreichbar wären.

Unerträglich wird es erst dann, wenn die Frösche ins Spiel hüpfen. Dann ist Monster völlig fixiert darauf, diese Frösche zu fangen und zu verspeisen. Hat es einen erwischt, dann wird aus Monster eine Feuerwalze, die uns verfolgt und die uns wieder und wieder zu Boden schmettert. Das Erscheinen dieser Frösche können wir nicht kontrollieren. Unsere einzige Rettung ist es, so scheint es, das Monster zwecks Heilung zum Schamanen zu locken ...

Der mexikanische Gamedesigner Vander Caballero hat in diesem Spiel sein eigenes Kindheitstrauma, den Alkoholismus seines Vaters verarbeitet. Und die Übersetzung in ein Game ist ihm wunderbar gelungen: schnell übernimmt man die Perspektive des kleinen Jungen, fühlt sich ohnmächtig und will nichts so sehr, wie dem Alptraum ein Ende bereiten.

Dabei helfen einem auch keine Superkräfte. Man kann ein bisschen springen und mit Hilfe von magischen Elementen, kann man Häuser und Ebenen verschieben und sich so Durchgänge schaffen. Hat man sich bis zum Ende durchgearbeitet, muss man erkennen, dass es kein Happy-End gibt. Das ist bitter, aber konsequent. Kinder können Erwachsene nicht retten. Nur sich selbst.

Ein Spiel von starker Symbolkraft, dem es gelingt, eine berührende Geschichte auf verschiedenen Ebenen zu transportieren.

Das Game ist in einer mexikanischen Favela angesiedelt und arbeitet hier souverän mit den Elementen des magischen Realismus.

Die Rätsel und die „Jump ‚n’ Run“ Sequenzen sind, mit etwas Geduld, gut lösbar. Nicht nur für Hardcore-Game, sondern für alle, die sich auf Form und Geschichte einlassen mögen. 


Teilen Merken

Fachredaktion

  • Titel
    Papo and Yo
  • Autor:in
    Vander Caballero
  • Erscheinungsdatum
    2012
  • Bewertung