Weil ich ein Mädchen bin
Sachbücher für Mädchen in der Pubertät sind wichtig. Ilona Einwohlts Versuch mit „Weil ich ein Mädchen bin“ ist jedoch trotz überzeugender Aufmachung nicht gelungen. Die Kritik der Nachwuchsredaktorinnen Nora Steiner und Sabrina Michel.
Sie stehen in der Buchhandlung und möchten ihre Tochter mit einem Sachbuch für pubertierende Mädchen überraschen. Glückerweise finden Sie tatsächlich ein sehr ansprechendes Exemplar: bunt gemusterte Seiten, strahlende Mädchengesichter, kurze Fliesstexte und stichwortartige Tipps und Tricks in hübsch gerahmten Kästchen.
Leider überzeugen aber weder die Inhalte noch die Formulierungen. Zwar werden viele Themen, die Mädchen in diesem Alter beschäftigen, angesprochen und offenbar möchte die Autorin auch gute Botschaften übermitteln. Trotzdem können sich einige Aussagen nachteilig auf Pubertierende auswirken.
Gefährliche Ratschläge
„Gammeltage und Schokoattacken sind okay, wenn du danach wieder normal isst oder einfach mal eine Mahlzeit ausfallen lässt“, schreibt die Autorin. Ihr ist offenbar nicht bewusst, dass man in diesem Alter noch nicht fähig ist, diesen Satz vernünftig im realen Leben anzuwenden. Das Risiko besteht, dass Mädchen sich dadurch unregelmässig ernähren und vor allem wird der allgegenwärtigen Gefahr einer Magersucht kein bisschen entgegengewirkt. Besser als solche vagen Ratschläge wären Rezeptideen für gesunde Zwischenmahlzeiten wie zum Beispiel Gemüsedips. Denn ansatzweise kommen Tipps dieser Art im Sachbuch immer wieder vor, was für willkommene Abwechslung sorgt.
Photoshop, ein mieser Betrüger
Schönheitsideale werden kritisch hinterfragt. Es wird erwähnt, dass Printmedien alles „computertechnisch optimieren“. Auch wird darauf Wert gelegt, dass Mädchen sehr individuell aussehen und dies auch gut so ist. Fraglich also, warum jedes einzelne in diesem Buch fotografierte Mädchen dünn und langhaarig ist und selbstverständlich auch noch eine makellose Haut ohne Pickel hat. Das Imperfekteste, das man findet, sind Brillen und Zahnspangen. Dadurch wirkt die Autorin unglaubwürdig.
Gut gemeint, falsch formuliert
Wie bereits angetönt, werden versuchsweise gehaltvolle Botschaften vermittelt. Durch plakative Formulierungen wie „Sexyness ist heutzutage alles, was zählt“ oder Pubertierende seien „trotzig-rotzige Pickelträger“, werden die Teenager nicht als Individuen wahrgenommen.
Ausserdem sind einige Äusserungen nicht neutral formuliert. Jede könne selbst entscheiden, ob sie ihre Schamhaare abrasieren wolle oder nicht. Darauf folgt: „... gibt es jede Menge Pflegeprodukte, die „frau“ braucht, wenn sie eine schöne glatte Haut haben möchte. Das kostet Geduld und Zeit und vor allem Geld – und macht dich, wenn du dich darauf einlässt, zum Opfer einer nicht enden wollenden Pflegespirale.“
Unklar bleibt, welche Altersgruppe angesprochen werden soll. Die Themen sind interessant für zwölfjährige – aber weshalb sind dann zehn- oder sechzehnjährige Mädchen abgebildet?
Kinder- und Jugendredaktion

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TitelWeil ich ein Mädchen bin
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Autor:inIlona Einwohlt
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VerlagSauerländer
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Erscheinungsdatum2016
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Seiten123
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Illustrator:inPe Grigo
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Bewertung