Allein auf dem Meer
Aya und Bill kämpfen im Abenteuerroman «Allein auf dem Meer» von Chris Vick ums Überleben. Wohin wird sie das Wasser treiben und wie lange wird es dauern, bis jemand die beiden findet? «Ein eindrucksvoller Roman zum Nachdenken», findet unsere Nachwuchsredaktorin Alina Facchinetti.
Gemütliche Ferien am Meer, wie schön! Doch was Bill erlebt, ist der blanke Horror. Als er Schiffbruch erleiden, ist er auf sich alleine gestellt und kämpft ums blanke Überleben. Mit ein paar Konservendosen und einem Notizbuch treibt er alleine im Ozean und hofft auf Rettung.
Der Autor Chris Vick schildert die Situation dramatisch, aber dennoch realistisch. Direkt von Beginn an möchte man am liebsten ins Geschehen eingreifen.
Plötzlich erblickt der Junge ein Fass, welches auf dem Meer treibt und darin sitzt ein Mädchen – und es lebt! Von der Hitze völlig erschöpft und mit nur wenig Nahrungsmitteln treiben Bill und das Mädchen zu zweit auf dem Meer weiter – Welle um Welle dem Tod entgegen.
1001 und eine Nacht mehr
Der Autor Chris Vick lässt die Leser*innen immer wieder in Bills Kopf schauen, denn obwohl das Meer ruhig scheint, sind seine Gedanken alles andere als still. In sein Notizbuch schreibt er seine Ängste auf, aber auch seine Wünsche und Träume. Für die Leser*innen sind diese Zeilen kursiv geschrieben und somit immer vom erzählenden Geschehen unterscheidbar. Das Schreiben ist für Bill besonders wichtig, da er sich mit dem Mädchen Aya nicht richtig austauschen kann. Sie spricht nämlich nur französisch, was den Dialog zwischen ihr und dem englischsprachigen Bill erschwert.
Besonders schön zu lesen sind die Geschichten der Prinzessin Scheherazade, die Aya, so gut es ihr möglich ist, nachts erzählt. Vick lässt hier zwei verschiedene Welten aufeinanderprallen: einmal die aussichtslose Lage auf dem Ozean und dann die mystischen Märchen aus dem Orient. Dadurch bringt der Autor in dieser Extremsituation zumindest ein paar Seiten lang etwas Ruhe hinein. Für Aya und Bill ist diese Zeit am schönsten und sorgt für Ablenkung.
Tod und Ungewissheit
Das Buch ist zwar ein Abenteuerroman, der Raum für Fantasie zulässt, aber Vick beschreibt die Geschichte so wirklichkeitsnah, dass den Leser*innen an manchen Stellen etwas flau im Magen wird. Ständig präsent sind der Tod und die Ungewissheit, welche sich mit der Angst verbinden. Die bewusst kurzen Sätze und Satzfragmente und die nicht immer logisch aufeinander folgenden Abschnitten heben gekonnt die Verzweiflung der beiden noch mehr hervor.
«Allein auf dem Meer» schildert realitätsnah, direkt und teilweise auch schockierend eine lebensbedrohliche Reise ins Ungewisse. Spannung pur!
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TitelAllein auf dem Meer
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Autor:inChris Vick
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GenreFiction
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Verlag
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Erscheinungsdatum2022
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Übersetzer:inAndrea Wandel, Wieland Freund
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Bewertung