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"Artikel 5" und "Gesetz der Rache"

| Kinder- und Jugendredaktion | Jugendbuch

Kristen Simmons arbeitet als Psychotherapeutin mit Traumapatienten und Missbrauchsopfern. Traumatisiert sind auch ihre Protagonisten in „Artikel 5“ und „Gesetz der Rache“. Zwei rasant erzählte, verstörende Jugendromane. Der dritte Band der Trilogie erschien soeben in englischer Sprache. Die Kritik der Nachwuchsredaktorin Sophie Burkhalter.

„Artikel 5“ spielt in einem Amerika in ferner Zukunft. Nach einem Krieg in den USA ist das Land völlig zerstört. Es herrscht nun das Militär. Es wurden Moralstatuten eingeführt, welche unter anderem die Einhaltung der traditionellen Geschlechterrollen fordern. Artikel 3 der Moralstatuten: „Eine vollständige Familie besteht aus einem Mann, einer Frau und mindestens einem Kind.“ Andere Formen der Familie und Partnerschaft sind nicht erlaubt. Wer gegen die Moralstatuten verstösst wird hart bestraft. Es herrschen Willkür und Gewalt.

Die 17-jährige Ember, die Ich-Erzählerin, versucht zusammen mit ihrer Mutter in dieser Militärdiktatur so gut wie möglich unauffällig zu leben und nicht ins Visier des Militärs zu geraten. Doch eines Tages wird ihre Mutter verhaftet, weil sie unter anderem gegen Artikel 5 der Statuten verstossen hat: Sie war nicht mit Embers Vater verheiratet.

Ember wird in eine Besserungsanstalt gesteckt, aus der sie flieht. Von nun an hat sie nur noch ein Ziel: Ihre Mutter zu retten, von der sie nicht weiss, ob sie bereits exekutiert wurde.

Geprägt von Gewalt und Egoismus

„Beth und Ryan hielten einander an den Händen, was durchaus reichte, um eine offizielle Vorladung wegen eines Sittlichkeitsvergehens zu riskieren, aber ich sagte nichts dazu.“

Bereits der erste Satz katapultiert die Lesenden mitten ins Geschehen, in die brutale und unmenschliche Welt von Ember. Tod, Gewalt und die Angst vor dem Militär  immer gegenwärtig. Ausserdem gibt es zu wenig Nahrungsmittel, was zusammen mit anderen Faktoren zu bitterer Armut führt. Auch Folter und Exekutionen sind an der Tagesordnung.

Wenigstens etwas Menschlichkeit

Ember flieht zusammen mit Chase, der bei der Verhaftung ihrer Mutter mit dabei war. Es entspinnt sich eine komplizierte Liebesgeschichte, die  dem Jugendroman eine gewisse Menschlichkeit verleiht. So ist es etwas einfacher Embers sonst so brutale und trostlose Welt auszuhalten. Trotzdem nimmt die Liebesgeschichte etwas zu viel Raum ein.

Dabei wäre es viel spannender gewesen, folgende Hintergründe stärker zu beleuchten: Wer genau ist Embers Vater und was für eine Rolle spielt er? Warum kam es überhaupt zu diesem schrecklichen Krieg? Warum gibt es evakuierte Zonen?

Leider werden auch im zweiten Band der Serie „Gesetz der Rache“ diese Fragen nicht geklärt. Dafür hat sich Ember weiterentwickelt, denn im zweiten Band der Trilogie reagiert sie weniger trotzig und handelt durchdachter. Zudem ist die Beziehung zwischen ihr und Chase nicht mehr ein ständiges Auf und Ab, was der Geschichte gut tut. Allerdings sitzt Ember zu Beginn des Romans in einem Stützpunkt von Widerstandkämpfern fest. Sie wird fieberhaft gesucht und als Schwerstverbrecherin bezeichnet. Diese Passage nimmt zu viel Raum ein. Dabei geschieht nicht allzu viel, ausser, dass Ember sich in Selbstmitleid und Gefühlsduselei wälzt. Es ist fraglich, ob nicht einige dieser emotionsgeladenen Szenen hätten gestrichen werden können, zumal sie voller Metaphern und Vergleiche stecken, die nicht ganz gelungen sind. Hier zwei Beispiele:

„Chase wich einen Schritt zurück, und es schien, als würde die Luft zwischen uns so dicht werden wie eine gläserne Wand.“

Meine Brust war so verspannt, ich bekam kaum Luft.“

So ist der erste Teil von „Gesetz der Rache“ etwas langfädig. Erst nach etwa 100 Seiten kommt richtig Spannung auf, die sich bis zum Schluss des Jugendbuches steigert und schliesslich doch noch neugierig machen auf den zweiten Teil der Trilogie.

Mehr Infos zu „Gesetz der Rache“ und ebenfalls eine Leseprobe gibt es unter:
http://www.piper.de/buecher/gesetz-der-rache-isbn-978-3-492-70305-5

Oder auf der Webseite der Autorin: www.kristensimmonsbooks.com

Mehr Infos zu „Artikel 5“ und eine Leseprobe gibt es unter: http://www.piper.de/buecher/artikel-5-isbn-978-3-492-70286-7


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    "Artikel 5" und "Gesetz der Rache"
  • Autor:in
    Kristen Simmons
  • Verlag
    ivi (Piper Inprint)
  • Erscheinungsdatum
    2013
  • Seiten
    432 // 448
  • Übersetzer:in
    Frauke Meier
  • Bewertung