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Bruder Wolf

| Kinder- und Jugendredaktion | Jugendbuch

In verschiedenen Zeitebenen und mit vielen Metaphern erzählt die portugiesische Autorin Carla Maia de Almeida in „Bruder Wolf“ die Geschichte von Bolota und ihrer Familie, die mit der Armut zu kämpfen hat. Die Kritik der Leporello Nachwuchsredaktorin Sophie Burkhalter.

 

Wenn man „Bruder Wolf“ aufschlägt, stechen sofort die Illustrationen von António Jorge Conçalves ins Auge, der 2014 mit dem Portugiesischen Staatspreis für Illustration ausgezeichnet wurde. Zwischen dem Text finden sich immer wieder seine ganzseitigen Bilder, die stilistisch und formal an Holzschnitte erinnern.

Diese strahlen eine Ruhe aus, aber auch Kälte. In den Szenerien des Künstlers sind mal Hände mit Geldscheinen zu sehen, mal Hände die eine Zigarette weiterreichen. Nur selten sind die Umrisse eines Menschen auszumachen.

"Mann aus Eis"
Die Illustrationen sind ganz in Schwarz, Weiss und Blau gehalten. Diese Farben finden sich auch im Rest des Buches wieder: Manche Seiten sind hellblau, manche weiss. Auf diesen Seiten finden sich kurze Kapitel. Auf den hellblauen Seiten erzählt die 15-jährige Bolota – auf den weissen Seiten die achtjährige Bolota.

Sie erzählt von ihrer Familie, wie sie immer wieder umziehen und ihren Wolfshund Malik weggeben muss. Und sie erzählt von einer verhängnisvollen Reise, die sie als Achtjährige mit ihrem Vater antritt.

Bolota hat für ihre Familienmitglieder Spitznamen: Ihre Geschwister nennt sie „Miss Kitty“ und „Das Fossil“, ihre Mutter „Blanche“ und ihren Vater je nach dem „Schwarzer Elch“ oder „Mann aus Eis“. Das ist zu Beginn verwirrend.

Nicht nur die Farben schwarz, weiss und blau tauchen immer wieder im Buch auf, auch unzählige Metapher ziehen sich durch die Geschichte. So beschreibt Bolota den Hals ihrer Tante als Brontosaurus-Hals und später in der Geschichte sagt sie:

Bildhafte Sprache verzaubert
„Ich mochte den Geruch des Benzins, metallisch und kalt, als ob kurz vorher eine Riesenechse vorbeigekommen wäre, auf der Suche nach kleineren Tieren, die sie fressen konnte.“

Die bildhafte Sprache und vor allem die Illustrationen mögen im ersten Moment verzaubern. Trotzdem lässt mich dieses Buch ratlos zurück. Die Geschichte scheint zwischen den Erinnerungsfetzen von Bolota vor sich hin zu plätschern.

Schnell tauchten bei mir Fragen auf: Wo will die Geschichte hin? Warum wird die Geschichte erzählt? Was will die Autorin mir sagen?

Trotzdem zieht mich der Roman nicht in seinen Bann
Bolota verstand als Achtjährige nicht alles, was vor sich geht. Da die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird, werden auch die Lesenden über grössere Zusammenhänge im Dunkeln gelassen.

Leider vermag das Buch mich nicht in seinen Bann zu ziehen. Es würde sich wohl lohnen, es ein zweites Mal zu lesen, um die Metapher, da man nun das Ende kennt, noch einmal anders deuten und so vielleicht mehr Zusammenhänge verstehen zu verstehen. Allerdings hätte dem Buch etwas mehr Handlung und Spannung gut getan.


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    Bruder Wolf
  • Autor:in
    Carla Maia de Almeida
  • Verlag
    Sauerländer
  • Erscheinungsdatum
    2016
  • Seiten
    176
  • Illustrator:in
    António Jorge Conçalves
  • Übersetzer:in
    Claudia Stein
  • Bewertung