Der Geheimbund der Wahrheit
Rosalie Deville hat ständig Zoff mit ihrer „geliebten Maman“. Deshalb flüchtet Rosalie in ihr eigenes Universum – in dem die Zeit ganz anders tickt. Der „Geheimbund der Wahrheit“ ist der erste Band der Rosalie-Deville-Reihe der Berner Autorin Emma Page. Die Kritik von Carole Niffenegger.
Rosalie hat es nicht gerade einfach mit ihrer Familie. Ihr Vater ist dauernd auf Geschäftsreise und auch ihre Maman arbeitet unglaublich viel und ist sehr pingelig. Die pubertierende Rosalie hat mit dem allseits bekannten Problem eines nicht aufgeräumten Zimmers zu kämpfen und kann es ihrer Maman einfach nie recht machen. Allerdings halten sich ihre Anstrengungen denn auch in Grenzen. Zu allem Unglück soll sie die Sommerferien auch noch in der Schweiz bei Verwandten, die sie kaum kennt, verbringen.
Wie auch bei der Autorin selbst, spielt sich Rosalies Leben zwischen Frankreich und der Schweiz ab.
Entgegen Rosalies Erwartungen sind die Ferien in der Schweiz doch nicht so schlimm wie erwartet. Tante Olivia und ihr Ehemann Max nörgeln nicht ständig rum wie es ihre Maman tut. Rosalie hat genügend Freizeit und geht eines Abends in die nahegelegene Scheune. Dort trifft sie auf einen Jungen namens Jonathan, der sich anscheinend öfters dort aufhält. In der Scheune findet Rosalie zudem ein mysteriöses Amulett.
Zu Rosalies Freude trifft sie Jonathan schon bald wieder, als sie gerade das Pinguingehege im Tierpark putzt. Auch in den nächsten Tagen hält sie Ausschau nach Jonathan. Dabei trifft sie zufällig auf Lily, ein gleichaltriges Mädchen, das im Tierpark-Kiosk arbeitet. Die beiden verstehen sich gut und Lilly leiht Rosalie ihr Lieblingsbuch „Zwischen Zeit und Raum“ aus.
Die Geschichte ist abschnittweise immer aus der Sicht verschiedener Personen geschrieben. Diese Schreibweise macht den Roman einerseits abwechslungsreich, ist jedoch auch komplizierter zu lesen, weil man sich immer wieder bewusst werden muss, aus welcher Sicht der jeweilige Abschnitt geschrieben ist.
Jonathan scheint wie vom Erdboden verschluckt. Schon bald bemerkt Rosalie, dass das Amulett, welches sie in der nahegelegen Scheunen gefunden hat, wesentlich mehr kann als nur gut auszusehen. Es scheint eine Verbindung mit Jonathan zu haben.
Immer verkrampfter hält Rosalie Ausschau nach Jonathan und vergisst dabei manchmal ihre Pflichten. Doch eines Nachts stattet er ihr einen Besuch ab. Als Olivia und Max ins Zimmer kommen ist Jonathan weg, und alle gehen davon aus, dass Rosalie verrückt geworden ist. Denn sie kann nicht beweisen, dass Jonathan da war. Rosalie wird von ihrer Maman abgeholt und in eine Schule für schwererziehbare und geistig gestörte Kinder geschickt, wo sie von einer Psychiaterin betreut wird.
Die Suche nach der Wahrheit und dem Verbleib von Jonathan geht los.
Die Beschreibungen der Berner Innenstadt und insbesondere des Tierparks sind detailreich gestaltet und man merkt, dass die Autorin sich hier auskennt. Zudem greift Emma Page in ihrem Roman sehr alltägliche Probleme auf, die jeder kennt, auf. Dadurch wirkt die Geschichte bodenständig und realitätsnah, wenn auch die Probleme der jungen Rosalie stellenweise etwas übertrieben wirken. So wird wohl kein Jugendlicher wegen eines einzelnen Vorfalls gleich in die Klapse gesteckt.
Die Familiengeschichte von Rosalie zieht in den Bann, und lässt die Lesenden die Zeit vergessen. Die Geschichte ist zwar gespickt mit Lebensweisheiten, doch lässt immer noch genügend Platz für eigene Gedanken. Zu Beginn empfand ich den Roman als zu langfädig, mit der Zeit jedoch veränderte sich das sehr. Das Tempo nimmt zu und es passiert mehr.
Ein stellenweise fesselnder Roman, trotzdem fehlt mir das Spezielle oder Neue, das dieses Buch von der breiten Masse abheben würde.
Kinder- und Jugendredaktion

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TitelDer Geheimbund der Wahrheit
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Autor:inEmma Page
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VerlagSonnen Verlag
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Erscheinungsdatum2014
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Seiten260
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Bewertung