Die Nacht von Shyness
Shyness. Nur wenige kennen die Geheimisse dieses Quartiers, zu dem kein Tageslicht mehr durchdringt. Leanne Halls Debut „Die Nacht von Shyness“ enführt an einen Ort des Verirrens, des Vergessens und des Verliebens. Der Buchtipp der Leporello- Jugendredaktorin Jessica Nirkko.
In einer heruntergekommenen Bar trifft ein Mädchen einen Jungen. An und für sich nicht weiter aufregend, wäre da nicht der Wunsch des Mädchens zu vergessen …
... und der wilde Blick und das markerschütternde, wolfartige Heulen des Jungen. Er heisst Wolfboy. Sie nennt sich Wildgirl.
Allein dieser stimmungsvolle Ausgangspunkt entführt die Leserschaft in eine fast magische Dunkelheit, perfekt unterstrichen vom athmosphärischen Cover in rot-weiss-schwarz.
Sehnsüchte und Erinnerungen
Wolfboy wird zu Wildgirls Begleiter für die Nacht, ihrem Stadtführer durch Shyness, dem geheimnisvollen Stadtteil in dem ewige Dunkelheit herrscht, ein Ort nur für eine Nacht, um die Welt zu vergessen und einfach nur im Moment zu leben.
Doch Wildgirl trifft auf mehr, als bloss ein rauschendes Nachtleben und coole Bars: Die Dunkelheit scheint sie zu verschlingen und birgt ungeahnte Gefahren, Schwarzmärkte, ewige Träumer und zuckerabhängige Kindergangs.
Die Nacht kann aber auch offenbaren: Alte Geheimnisse, Erinnerungen, Sehnsüchte und Träume werden wach.Und ausserdem reicht diese eine Nacht aus um die ganz grosse Liebe zu entfachen ...
Kunstvoll gesponnen
Kunstvoll spinnt Leanne Hall ein feines Netz um zwei Menschen, die bloss durch einen einzigen Blick zueinander finden und sich ins Unbekannte stürzen. Shyness wirkt zugleich vertraut und fremd, ein mysteriöses Gebiet, bewohnt von skurrilen Menschen wie sie nur die Finsternis hervorbringen kann.
Abwechselnd berichten Wolfboy und Wildgirl als Ich-Erzähler über die Ereignisse dieser Nacht. Manchmal ist ihr ehrlicher und direkter Ton nachdenklich, dann wieder jugendlich rasant. So offenbaren sie sich als zwei extrem facettenreiche und glaubwürdige Charaktere, welche man nicht bloss in eine Schublade stecken kann. Wolfboy ist zwar mutig, aber nicht immer ein Held, während Wildgirl auch mal eitel und zimperlich sein kann, ohne einfach nur oberflächlich zu wirken.
Mit modern-märchenhaften Elementen
Leider wirkt das Ende des nächtlichen Abenteuers im Gegensatz zum überzeugenden Anfang eher plump. In der stimmigen Umgebung mit modern-märchenhaften Elementen, wie etwa den blassen, gespensterhaften Bewohnern oder den nach Träumen süchtigen Menschen, verliert sich Leanne Hall auf der Handlungsebene in einem etwas unglücklichen Stilmix zwischen Fantasy und Krimi.
Trotzdem bleibt „Die Nacht von Shyness“ lesenswert. Selten hat eine heruntergekommene, moderne Stadt so schön auf mich gewirkt.
Kinder- und Jugendredaktion

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TitelDie Nacht von Shyness
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Autor:inLeanne Hall
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VerlagAufbau Verlag
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Erscheinungsdatum2012
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Seiten289
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Übersetzer:inSylke Hachmeister
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Bewertung