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Die unterirdische Sonne

| Kinder- und Jugendredaktion | Jugendbuch

Die Jugendlichen Sophia, Leon, Conrad, Maren und Eike werden gewaltsam in einem Keller festgehalten und misshandelt. Friedrich Anis Jugendroman  „Die unterirdische Sonne“ hinterlässt ein mulmiges Gefühl. Die Kritik von Nora Steiner.

Sie werden gekidnappt, betäubt, wachen schliesslich in einem Kellerzimmer wieder auf. Täglich wird einer von ihnen nach oben geholt, brutal misshandelt und wieder nach unten gebracht. Nach diesen Stunden ausserhalb des Kellers verhält sich jeder Jugendliche anders: Maren verbringt Stunden im Badezimmer, Leon rollt sich weinend auf seinem Bett zusammen.

Rituale und Strategien
Sie versuchen, sich gegenseitig Mut zuzusprechen, sich zu trösten. Doch innerlich haben sie alle die Hoffnung verloren. Es geht sogar so weit, dass Ani Selbstmordgedanken der Jugendlichen beschreibt. „Im Laufe der Zeit hatten sie Rituale entwickelt. Strategien der Selbstbehauptung.“

Doch dann kommt Noah. Er sinnt auf Rache und will sein Schicksal nicht akzeptieren. Er weckt bei den anderen Zuversicht. Aber gibt es wirklich eine Möglichkeit, dieser scheinbar ausweglosen Situation zu entkommen?

Kindesentführung ist ein brutales und beklemmendes Thema, das unter die Haut geht. Ani setzt den Schwerpunkt jedoch nicht auf die Beschreibung der Misshandlungen, sondern vielmehr auf die verschiedenen Reaktionen und Überlebens-Strategien der entführten Jugendlichen. Eindrücklich ist, wie unterschiedlich die Gefangenen damit umgehen: Conrad stiert in den Fernseher, Eike reagiert mit unbändiger Wut.

Unbändige Wut
Aber trotz diesen schrecklichen Geschichten, schafft es Ani nicht, dass man mit den Figuren mitfühlt. Vielleicht ist dies so, weil er aus sechs verschiedenen Sichten schreibt und keine Ich-Perspektive verwendet. Ausserdem springt er ständig zwischen den Handlungs- und Gedankensträngen hin und her und ich hatte wirklich Mühe, mit den vielen Perspektivwechseln mitzukommen.

Auch die Sprache der Charaktere ist nicht authentisch: Ein Zwölfjähriger benutzt kaum „Die Finsternis war megafinster“ und das Wort „Klangfarben“ im selben Abschnitt.

Ausserdem wird der Leser nicht von Anfang an gepackt, spannend wird es erst, als Noah erscheint, was leider erst in der zweiten Hälfte des Buches der Fall ist.


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    Die unterirdische Sonne
  • Autor:in
    Friedrich Ani
  • Verlag
    cbt Verlag
  • Erscheinungsdatum
    2014
  • Seiten
    332
  • Bewertung