Holmes (1854–†1891?)
Sherlock Holmes ist tot. Oder doch nicht? Für den Tod des Meisterdetektivs gibt es keinen Beweis, sondern nur eine Reihe von Indizien. Was soll und was kann man glauben? Die Graphic Novel "Holmes" geht dem Geheimnis auf den Grund. Die Besprechung von Bettina Wegenast.
Sherlock Holmes ist tot. Umgekommen beim Showdown mit seinem grossen Widersacher Moriarty an den Reichenbachfällen bei Meiringen. Doch für seinen Tod gibt es keinen Beweis, sondern nur eine Reihe von Indizien, die auf diesen Schluss hinweisen. Doch bald geht in der Wohnung an der Baker Street 221b Seltsames vor...
Freiheit für Conan Doyle
Mit "I had not killed him, he certainly would have killed me" ("Wenn ich ihn nicht umgebracht hätte, hätte er mich umgebracht") verteidigt ein offenbar entnervter Conan Doyle den Mord an seinem Geistesgeschöpf. Schriftsteller Doyle fühlt sich vom Erfolg seiner Romanfigur zunehmend erdrückt und versucht, sich durch Holmes Ableben kreative Luft zu verschaffen. Doch 1901 holt Doyle Holmes im Roman „Der Hund von Baskerville" wieder aus der Versenkung und erklärte dessen Abwesenheit mit „Untertauchen" und „ausgedehnten Studienreisen".
Die Leerstellen der Holmes-Legende
Der Comic "Holmes (1854- 1891?)" versucht nun, die Leerstellen in der Holmes-Legende zu füllen. Holmes Freunde zweifeln an seinem Ableben und fangen an zu recherchieren. Liegt der Grund für seinen abrupten Abgang etwa in der Vergangenheit? Was spielt seine Familie für eine Rolle? Und ist dieser Professor Moriarty wirklich dieses "Genie des Bösen", zu dem ihn Holmes so sorgsam aufgebaut hat?
Der Comic ist gekonnt und überaus detailliert in Grauschwarz und Sepia aquarelliert. Mit seinen Rückblenden, langen Einstellungen und vielen Dialogen ist er stark an filmische Erzählweisen angelehnt und verlangt seinen Lesern einiges an Geduld ab. Bei aller Hochachtung für das zeichnerische Können und den schier unglaublichen Arbeitsaufwand – ein bisschen Straffung und etwas mehr Tempo hätten dem Werk gut getan. Dazu ist das Lettering leider oft nur schwer lesbar. Ein Buch für Holmes-Fans und für Comic-LeserInnen mit einer Vorliebe für Kostümschinken.
Fachredaktion
