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Krieg der Affen

| Kinder- und Jugendredaktion | Jugendbuch

Bereits auf den ersten Seiten nimmt das Jugendbuch „Krieg der Affen“ von Richard Kurti Fahrt auf: Die Languren vertreiben die Rhesusaffen vom Friedhof in Kalkutta. Der Krieg, der damit nun ausgebrochen ist, wird temporeich erzählt. Die Kritik der Nachwuchsredaktorin Sophie Burkhalter.

 

Nachdem die Languren die Rhesus vom Friedhof verjagt haben, lässt sich ihr Anführer Lord Gospodar feiern. Sein Berater Tyrell führt Geschichtsunterricht ein und nutzt diesen, um gegen die Rhesus zu hetzen und stellt diese als grausame Kannibalen dar. Doch der junge Affe Mico hat grosse Zweifel. Er hat die junge Rhesusäffin Papina kennengelernt, die vom Friedhof vertrieben wurde und deren Vater dabei umkam.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Hauptsächlich aus denen von Mico und Papina. Allerdings nicht aus der Ich-Perspektive, was vielleicht erklärt, warum in dem Buch trotz Affen-Perspektive von Friedhöfen und Mülldeponien die Rede ist. Trotzdem stört dies am Anfang etwas. Die Affen wissen beispielsweise, dass sie auf einem Friedhof leben, beziehungsweise nennen ihn so, wissen aber nicht, wozu die Menschen ihn einst brauchten. Und dennoch ist im Roman die Rede von Grabmälern und Mausoleen.

Als Leserin fand ich schnell in die Geschichte hinein. Zumal der Anfang ohne grosse Einleitung auskommt, abgesehen von einem echten Zeitungsartikel aus der New Delhi Times, laut dem ein stellvertretender Bürgermeister von Delhi an den Folgen von Verletzungen starb, „die er sich durch den Angriff einer Bande von Rhesus-Makaken zugezogen hatte“. Der erste Satz des Romans lautet: „Um die Mittagsstunde schlugen sie zu.“ Und schon befinden wir uns mitten im Angriff der Languren.

Plastische Figuren
Tyrell wird durch eine List den Fürsten Lord Gospodar stürzen, dessen Platz einnehmen und ein Imperium aufbauen. Mico wird wegen seines scharfen Verstandes zu Tyrells persönlichem Berater und Oberst im neu gegründeten Geheimdienst. Doch Mico spielt eine Doppelrolle: Er gibt Informationen an die Rhesus weiter, damit sich diese vor den Languren schützen können. Die Charakterentwicklung von Mico und sein Kampf gegen sein Gewissen machen ihn zu einem eindrücklichen und plastischen Charakter. Generell sind die wichtigen Figuren im Buch mehrdimensional und ihre Handlungen nachvollziehbar.

Die beinahe 500 Seiten sind enorm schnell gelesen und die Spannung hält bis zum Schluss. Tyrell leidet unter Kontrollwahn und bald wird auch das eigene Volk zum Opfer von Säuberungsmassnahmen. Auch tauchen immer neue Konfliktparteien mit eigenen Interessen auf, und es geschehen mehrere Massaker. Daher möchte ich nicht zu viel verraten: Am Ende wird eine kleine Gruppe mithilfe von Kreativität und freiem Denken Tyrells totalitären und zentralistischen Terrorstaat versuchen, zu Fall zu bringen.

Eine eindrückliche Parabel
Wer will, kann dieses Buch als eindrückliche Parabel für Staatsformen und dessen Grenzen und Versagen lesen. Nicht ganz abwegig: Zum einen verhalten sich die Affen sehr „menschlich“, nämlich brutal, hinterlistig und berechnend, und es herrscht Anpassung und Obrigkeitsdenken, aber auch Idealismus. Zum anderen hat der Autor Englisch und Philosophie studiert. Daher ist wohl der philosophische Aspekt nicht ganz zu vernachlässigen.

Eine packende Ferienlektüre!


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    Krieg der Affen
  • Autor:in
    Richard Kurti
  • Verlag
    Deutscher Taschenbuch Verlag
  • Erscheinungsdatum
    2015
  • Seiten
    480
  • Übersetzer:in
    Karlheinz Dürr
  • Bewertung