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Sieben Minuten nach Mitternacht

| Kinder- und Jugendredaktion | Jugendbuch

„...zumindest das hatte das Monster ihm auf jeden Fall beigebracht. Geschichten waren wilde, wilde Wesen, die manchmal völlig unvorhergesehene Haken schlugen": solch eine Geschichte erzählt Patrick Ness in „Sieben Minuten nach Mitternacht" mit klarer Sprache und schaurig-schönen Illustrationen. Die Kritik der Leporello Nachwuchsredaktorin Sophie Burkhalter.

Sieben Minuten nach Mitternacht. Immer dann taucht das Monster, das tagsüber eine Eibe ist, auf und besucht Connor, der jede Nacht von einem schrecklichen Alptraum gequält wird.

„Erneut hörte Connor das Knarren und Knacken von Holz, hörte es ächzen und grummeln wie ein lebendiges Wesen, wie den knurrenden Magen der Erde, der nach etwas zu essen verlangte.
Dann zog die Wolke vorüber und das Mondlicht schien wieder.

Auf die Eibe.
Die jetzt mitten in seinem Garten stand.
Und hier war es – das Monster.“

Kraftvolle Bilder und eine traumartige Stimmung

Patrick Ness beschwört mit einer klaren Sprache kraftvolle Bilder herauf und beschreibt einen langen Abschied und Trauerprozess, ohne sentimental zu werden. Die Grenzen zwischen Fantasie und Wirklichkeit verschwimmen. Am Anfang glaubt man, Connor würde nur von dem Eiben-Monster träumen, dass ihn leitet und ihm hilft, seine Mutter schliesslich loszulassen. Wie kann es aber sein, dass der Boden von Connors Zimmer am anderen Morgen mit Eiben-Nadeln bedeckt ist?

Es entsteht eine traumartige Atmosphäre, die durch die Radierungen von Jim Kay unterstützt wird. Die Illustrationen sind ausdrucksstark und lassen aber gleichzeitig der Fantasie des Lesers genug Raum.

Patrick Ness hat das Exposé und den Anfang dieser Geschichte von Siobhan Dowd, die leider viel zu früh verstorben ist, übernommen und ein tröstliches Buch daraus gemacht. Nun ist die Geschichte, die 2012 den Jurypreis des Deutschen Literaturpreises gewonnen hat, als Taschenbuch erschienen.

„Es ist Zeit, sagte das Monster, für die vierte Geschichte.“

Das Monster erzählt Connor drei Geschichten. Am Ende muss Connor dem Monster seine Geschichte, seine Wahrheit erzählen. Er muss sich seiner eigenen Wahrheit stellen. Seinen Schuldgefühlen, die ihn plagen weil er sich danach sehnt, dass das Warten und sein Schmerz endlich ein Ende haben und gleichzeitig auf keinen Fall möchte, dass seine krebskranke Mutter geht. Das Monster zeigt ihm, dass seine Wut, dass das was er fühlt und denkt, vollkommen in Ordnung ist.

„Geschichten sind wichtig, sagte das Monster. Sie können wichtiger sein als alles andere. Wenn sie die Wahrheit in sich tragen.“

Solch eine Geschichte ist „Sieben Minuten nach Mitternacht.

 


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    Sieben Minuten nach Mitternacht
  • Autor:in
    Patrick Ness & Siobhan Dowd
  • Verlag
    Goldmann
  • Erscheinungsdatum
    2013
  • Seiten
    216
  • Illustrator:in
    Jim Kay
  • Übersetzer:in
    Bettina Abarbanell
  • Bewertung