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Weltverbessern für Anfänger

| Alina Facchinetti | Jugendbuch

Minna und ihre Freunde wollen unbedingt die Reise nach Tallinn gewinnen – doch dafür müssen sie die Welt verbessern. Wie das geht, zeigt Stepha Quitterer in ihrem Jugendroman «Weltverbessern für Anfänger». Der Tipp von der Nachswuchsredaktorin Alina Facchinetti.

Der Wettbewerb «Weltverbessern für Anfänger» kommt den drei Freunden Minna, Basti und Pawel sehr gelegen. Denn er stellt eine willkommene Abwechslung zum öden Schulalltag dar, den die Lehrer der Klasse 8d nicht gerade erleichtern. Um den Hauptpreis, eine Reise nach Tallinn, zu ergattern, beschliessen die drei Freunde an dem Wettbewerb teilzunehmen. Zunächst ist unklar, was genau die Schüler an der Welt verbessern möchten. Als Minnas Oma jedoch einen Schlaganfall erleidet und ins Pflegeheim kommt, ist Minna, Basti und Pawel schnell klar, dass das örtliche Pflegeheim einige Verbesserungen gebrauchen könnte.

Der Einstieg in den Roman erweist sich als ziemlich schwierig. Denn die Autorin wirft den Leser einfach so in die Geschichte hinein; ohne Einleitung oder Vorwort. Womöglich liegt die Schwierigkeit bei den vielen Figuren, von denen gleich zu Beginn der Geschichte die Rede ist erscheinen. und die noch dazu eher ungewöhnliche Namen tragen, die nicht immer leicht zu merken sind; wie beispielsweise Minna Koetherott, Frau Muhbalk, Frau Itzingbüttel, Pflegerin Warwara oder Herr Schnedelbach.

Die Lateinlehrerin Griesinger Grinsinger

Über Minna, Basti und Pawel erfährt man so gut wie nichts; nur einige Details zu den Lebensumständen und zur Beziehung der drei Freunde untereinander. Beschreibungen zu deren Aussehen, sowie deren Umgebung bleiben aus. Dafür gibt es viele Details zu den Lehrern, die der Handlung einen lustigen Touch verleihen. Die Lateinlehrerin beispielsweise heisst Griesinger; die Schüler nennen sie aber nur bei ihrem Spitznamen – Grinsinger –, da sie oft ein gemeines Grinsen im Gesicht trägt. Da genaue Beschreibungen der Figuren fehlen, bleibt es dem Leser oder der Leserin überlassen, sich das Aussehen oder Charaktereigenschaften der Figuren vorzustellen. Als Hilfestellung dienen nur die jeweiligen Namen beziehungsweise Spitznamen.

Die Geschichte wird aus der Perspektive von Minna erzählt, die die 8. Klasse besucht und demnach etwa 15 Jahre alt sein muss. Gewisse Passagen klingen für eine Jugendliche jedoch zu hochgestochen und formell. Es scheint an diesen Stellen, als ob aus der 15-jährigen Minna eine erwachsene Frau geworden ist. Hierzu ein Beispiel:

«Im Gegensatz zur Bastimama wäre es Suse sogar sehr recht, wenn ich bei der Frau Gerstenberger ein vorgezogenes Mittagessen einnehmen würde.»

Die Bastioma und der Pawelpapa
Besonders auffällig ist, dass die Figuren mit einem bestimmten Artikel eingeleitet werden. Minna sagt nicht: «Basti ist der Sohn des Schuldirektors», sondern setzt einen bestimmten Artikel vor den Namen der Figur: «Der Basti ist der Sohn des Schuldirektors». Für den Schweizer Leser ist das eher ungewöhnlich, aber nicht störend. Umständlich und schwierig sind aber die Fremdwörter, die die Autorin ihrer Erzählerin immer wieder in den Mund legt. Zwar ist in der Fussnote immer eine Erklärung angefügt, dieses Nachlesen stört aber den Lesefluss. Lange Passagen vermeidet Quitterer indem sie die jeweiligen Wortteile zusammenzieht und in ein Wort packt. So wird aus «der Fuss, der Oma» einfach «der Omafuss».

«Wir sassen auf dem fensterlosen Fenstersims»
Quitterer geht mit der Sprache sehr kreativ und spielerisch um. Nicht nur personenbezogene Gegenstände vereint sie in einem Wort, auch Wortneuschöpfungen integriert sie in ihren Roman. Als Minna und Basti in einen Raum voller Pflanzen hineingehen, bringt diese Aussehen und Atmosphäre der Umgebung mit dem Wort «dschungelig» genau auf den Punkt. Oder als sie im Pflegeheim auf Frau Itzingbüttel treffen und diese lautlos in ihrem Sessel weint, beschreibt Minna die Dame als «Lautlosweinerin». Viele Abschweifungen und unnötige Details lassen sich auf diese Weise vermeiden und dennoch kann sich der Lesende die Figur oder die Situation ziemlich genau vorstellen.

Mit dem eigensinnigen und originellen Schreibstil hat die Autorin Stepha Quitterer einen Jugendroman kreiert, der nicht ganz einfach zu lesen ist und mich deshalb nicht ganz überzeugen konnte.


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Alina Facchinetti

Alina Facchinetti (20) lacht gerne, mag Schokolade, Theater, Filme und Bücher. Sie leitet die Kinder- und Jugendredaktion.
  • Titel
    Weltverbessern für Anfänger
  • Autor:in
    Stepha Quitterer
  • Genre
    Fiction
  • Verlag
    Gerstenberg
  • Erscheinungsdatum
    2020
  • Seiten
    278
  • Bewertung