Blätterrauschen
Oliver, Rosa und Iris sind ganz normale Kinder. Bis sie eines Tages in eine als Geräteschuppen getarnte Zeitmaschine geraten und sich in der Zukunft wiederfinden. Holly-Jane Rahlens Roman ist thematisch packend, überzeugt jedoch in der Umsetzung nicht. Die Kritik von Sabrina Michel.
Oliver, Rosa und Iris sitzen gerade in ihrem Literaturclub, als Collin auftaucht. Der geheimnisvolle Junge aus der Zukunft meint, er befinde sich gerade in einem Game über das 21. Jahrhundert. Dass er nicht in einer virtuellen Welt gelandet ist, glaubt er erst, als die vier Kinder sich plötzlich in einer Parallelwelt wiederfinden. Diese unzähligen Parallelwelten, durch die sich die Kinder bewegen, öffnen sich jeweils, wenn jemand eine Entscheidung trifft, ganz nach dem Prinzip „Was wäre wenn“. So landen die Kinder zum Beispiel in einer Parallelwelt, in welcher Oliver gar nicht existiert, in der seine Eltern ihn also gar nicht gezeugt haben. Diese originelle Idee der Autorin sorgt für Spannung und Abwechslung.
Eintauchen bleibt erfolglos
Der Einstieg in den Roman ist schwierig. Ein Grund dafür sind wohl die Charaktere, mit welchen man sich kaum identifizieren kann. Oliver, der Kränkelnde, Iris, die Oberschlaue und Rosa, die Impulsive. Andere Merkmale der Hauptpersonen kommen zumindest in der ersten Hälfte der Geschichte nicht zum Vorschein. Auch erfährt man kaum etwas über die Gedankengänge der Kinder. Viel zu selten vernehmen wir etwas über deren Empfindungen. Der Leser kann Informationen über die Hauptpersonen immer nur aus den Dialogen beziehen, was mit der Zeit sehr ermüdet.
Differenzierte Darstellungen sind definitiv nicht Rahlens Stärke: Oliver fällt in Ohnmacht und Rosa weint. Andere Abstufungen der Emotionen existieren kaum. Natürlich wird im Roman auch gelacht.
Holperige und überflüssige Formulierungen
Die Sprache ist einfach gehalten, überzeugt jedoch vielfach nicht. Als die Kinder sich einmal in einer kritischen Lage befinden und vor gefährlichen Gestalten in einen Luftschutzkeller fliehen steht: „Oliver hörte sein Herz pochen. Er hätte nie gedacht, dass ein Herz so laut schlagen kann, aber dann merkte er, dass es gar nicht sein Herz war, sondern sein linkes Ohr, das pulsierte.“
Passende Begriffe
In der Zukunft und in den Parallelwelten gibt keine Shuttle Busse, dafür aber super schnelle „SwuttleX“. Oder Quantenphysiker werden der Einfachheit halber nur als Quants bezeichnet. Begriffe werden von unserem gebräuchlichen Wortschatz nur leicht abgeändert. Dadurch wird die fremde Welt verdeutlicht, es bleibt aber trotzdem klar, um welche Art Gegenstand es sich gerade handelt.
Die Grundidee des Romans ist ansprechend und auch das Ende ist stimmig. Leider wird aber der Lesefluss durch umständliche Dialoge gestört, und in die Charaktere kann man sich nur schwer einfühlen.
Kinder- und Jugendredaktion

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TitelBlätterrauschen
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Autor:inHolly-Jane Rahlens
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Verlagrowohlt Rotfuchs
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Erscheinungsdatum2015
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Seiten314
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Übersetzer:inUlrike Wasel und Klaus Timmermann
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Bewertung