Kinder mit Stern
In den Niederlanden ist Martine Letterie eine vielfach ausgezeichnete Kinderbuchautorin. Nun erscheint ihr „Kinder mit Stern“ endlich auch in deutscher Übersetzung. Der Kinderbuch-Tipp von Antje Ehmann.
„Ich habe schon mehrere Bücher über den Zweiten Weltkrieg geschrieben. Das hängt direkt mit meiner eigenen Familiengeschichte zusammen. Mein Grossvater Martinus Letterie endete im KZ Neuengamme, wo er am 25. Januar 1942 starb. Seine Geschichte hat das Leben meines Vaters beeinflusst und so auch meine,“ erzählt die niederländische Autorin Martine Letterie.
In „Kinder mit Stern“ schildert sie aus Sicht mehrerer jüdischer Kinder − Bennie, Klaartje, Rosa − Erlebnisse, Gefühle und traumatische Erfahrungen im niederländischen Durchgangslager Westerbork. Als Basis für diese Geschichten dienen ihr Erinnerungen von Überlebenden, die diese den Mitarbeitern des Erinnerungszentrums Westerbork erzählten. Von über 18.000 Kindern (niederländischen Juden, Sinti und Roma), die dort während des Zweiten Weltkriegs interniert waren, kehrten kaum mehr als 1.000 zurück.
Glasklar, unsentimental und dennoch mit Gefühl
„Ich musste als Übersetzerin versuchen, mich meines Wissens und meiner erwachsenen Gefühle zu entledigen und zu denken, zu fühlen und zu übersetzen wie ein Kind. Martine Letterie schreibt glasklar, unsentimental und dennoch mit Gefühl. Es galt, diesen Ton zu finden,“ berichtet die Übersetzerin Andrea Kluitmann von ihrer Arbeit.
„Kinderen met een ster“ ist 2016 mit Illustrationen von Rick de Haas in den Niederlanden erschienen. Für die deutschsprachige Ausgabe wurde mit Julie Völk eine andere grossartige, feinfühlige und ausdrucksstarke Illustratorin gefunden. Sie ist zur Recherche in das Erinnerungszentrum Westerbork gereist: „Dort habe ich die Kinderzeichnungen von Leo Meijer gefunden, die nun im Buch auch ihren Platz finden“ erzählt sie.
Ein herausragendes Kinderbuch, das schon für Kinder ab 10 Jahren geeignet ist. Es könnte einen Platz in der Grundschule finden oder in Familien dazu anregen, über das Thema zu sprechen. Letteries Wunsch wäre, dass alle, die die Geschichten lesen, vielleicht später Erwachsene werden, „die wissen, welche Folgen es haben kann, wenn man andere ausschliesst.“
