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Ophelia und das Geheimnis des magischen Museums

| Andrea Kromoser | Kinderbuch

Eine ebenso junge, kluge wie mutige Retterin und eine an Hans Christian Andersens „Schneekönigin“ erinnernde, böse Dame bilden die beiden Gegenpole dieser kühlen, stimmigen Wintergeschichte. – Dazu noch heisse Schokolade, eine dicke Wolldecke und die nächsten, grauen Abende sind gerettet! Der Kinderbuch-Tipp von Andrea Kromoser.

Es schneit ununterbrochen. Die Stadt liegt unter einer dicken Schneeschicht, durch die Gänge des alten Museums weht ein eisiger Wind. – Karen Foxlee erschafft in „Ophelia und das magische Museum“ einen schaurig-schönen und gleichsam traurigen Handlungsort, der seiner Heldin einerseits eine gute Bühne bietet und andererseits wesentlich zu deren Charakterisierung beiträgt. Denn Ophelias Lebens- und Gefühlswelt ist ebenso tief verschneit, wie die Stadt, die sie aufgrund eines Arbeitsaufenthaltes ihres Vaters, einem führenden Schwert-Experten, gemeinsam mit diesem und ihrer Schwester bereist. Die Mutter der beiden Mädchen ist vor nicht all zu langer Zeit verstorben und die Familie versinkt in tiefer unausgesprochener Trauer.

Tief verschneite Magie
Während die australische Autorin immer wieder auf die familiäre Situation der drei Figuren verweist, verknüpft sie die Mädchen als auch den Vater in die weitaus zentraleren, phantastischen Handlungsstränge ihres Textes. Ophelia wird fast nebenbei zur Heldin einer schaurigen sowie abenteuerlichen Erzählung rund um die Rettung eines mysteriösen, namenlosen Jungen und einer boshaften Museumsdirektorin. „Die heisse Schokolade schmeckte gut. Miss Kaminski sah Ophelia beim Trinken zu und ihre leuchtenden blauen Augen funkelten. Ophelia wusste nicht, wohin sie schauen oder was sie sagen sollte; sie hatte solche Angst vor Miss Kaminski. Im einen Moment ganz nett, im nächsten pikste sie sie durch ihren blauen Samtmantel hindurch.“ – Mit jedem Auftritt der feinen, ausschliesslich in weiss gekleideten Dame verdichten sich die Vermutungen: Wir haben es hier mit einer dem Märchen Hans Christian Andersens nachempfundenen Schneekönigin zu tun, welche hinterhältig für ihre finsteren Machenschaften kämpft und gleichzeitig zu faszinieren bzw. zu blenden weiss. Doch Ophelia erkennt das Böse in der nicht auf den ersten Blick eindeutig hinterlistigen Figur und kämpft im Museum, das Foxlee als „Schloss“ der Schneekönigin stilisiert, für ihre Familie, den Jungen ohne Namen und nicht zuletzt für die Rettung der gesamten Welt.

Sonnenstrahlen versus Schneeflocken
Die Abenteuerhandlung wird mit den Erinnerungen an die Mutter verwoben: die zuvor sehr wissenschaftlich-argumentierend dargestellte Heldin stärkt zusehends ihren Glauben an die Magie und kommt dadurch den Überzeugungen ihrer Mutter näher. Mit der „Lösung“ des phantastischen Abenteuers wird auch der Trauerprozess der real-fiktionalen Welt ein grosses Stück weit vorangebracht: „Die Sonne war gerade aufgegangen. Sie schien auf den Schnee, die glitzernden weissen Bäume und auf alle Fenster.“


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Andrea Kromoser

Andrea Kromoser schreibt für Leporello über Bilderbücher, Kinderbücher und Jugendbücher.Andrea ist gelernte Buchhändlerin, sie hat Germanistik in Wien studiert und mittlerweile ihr Angebot familienle…
  • Titel
    Ophelia und das Geheimnis des magischen Museums
  • Autor:in
    Karen Foxlee
  • Genre
    Fantasy
  • Verlag
    Beltz & Gelberg
  • Erscheinungsdatum
    2015
  • Seiten
    288
  • Übersetzer:in
    Katharina Diestelmeier
  • Bewertung