Edgar und das Ballettmädchen
Vor 100 Jahren - am 27. September 1917 - ist Edgar Degas in Paris gestorben; im dortigen Musée D'Orsay hat sich Benita Roth eine Ausstellung seiner Werke angesehen und sich zu ihrem Sachbilderbuch inspirieren lassen. Der Sachbuch-Tipp von Antje Ehmann.
"Als etwa 12jährige kam ich zum ersten Mal mit Edgar Degas und seinem Werk in Berührung. Wir fingen damals an, mit Kohle und Pastellstiften zu arbeiten und sollten uns seine Bilder anschauen," erinnert sich die Autorin und Illustratorin Benita Roth. Edgar Degas, einer der ganz großen Maler und Bildhauer seiner Zeit, hinterlässt ein umfangreiches Werk, dem es guttut, einen bestimmten Aspekt auszuwählen; für seine "Bilderbande" legte der E.A. Seemann Verlag den Focus auf den Tanz.
Lebendig aus der Ich-Perspektive geschildert erfahren wir von Degas Ehrgeiz, seinen inneren Kämpfen und seiner folgenreichen Begegnung mit einem kleinen Wirbelwind Marie (van Goethem), die nicht nur Degas zum Tanzen und Singen verführt. "Ruhig daliegen, das konnte und mochte Marie gar nicht! Immer war sie in Bewegung …" Benita Roth gelingt es, genau diesen Schwung, den Charme und die Leichtigkeit in ihren Illustrationen zu zeigen.
Schwungvolle Momentaufnahmen
Bewusst hat sich Benita Roth entschlossen, Degas in gewisser Weise zu zitieren, mit den "für ihn typischen, sehr dynamisch angelegten Bildkompositionen mit angeschittenen Personen, die den Eindruck einer spontanen, fast fotografischen Momentaufnahme hervorrufen."
Roth selbst hat mit Bleistift, Buntstiften, Gouache und farbiger Tusche auf weißes und beige getöntes Papier gemalt. Anschließend wurden die Bilder teilweise am Computer collagiert. Sie begeistert mit schönen Bildideen, so etwa der Staffelei, aus der sich die Farben zu einer Farbwolke verdichten oder die belebte Stadtszene am Pariser Place de la Concorde. Und so hält man ein überzeugendes Sachbilderbuch, das überaus neugierig auf den vor 100 Jahren verstorbenen Künstler macht, in Händen.
