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Bunker Diary

| Kinder- und Jugendredaktion | Jugendbuch

Eine Entführung, ein Bunker und sechs Personen, die um ihr Überleben kämpfen: "Bunker Diary" von Kevin Brooks handelt vom Schicksal eines Strassenjungen, der auf mysteriöse Weise entführt wird. Die Spannung ist förmlich mit Händen zu greifen. Die Kritik von Carole Niffenegger.

Das Cover des Buches ist in Grautönen gehalten und wirkt ziemlich puristisch, was das Leben der Hauptperson Linus wiederspiegelt. Wie auf dem kargen Cover, wird auch im Buch auf alles Unnötige verzichtet.

In Linus Leben gibt es kein klares Ziel. Er lebt ohne zu wissen, was ihn am nächsten Tag erwartet. Seit es einen Streit zwischen ihm und seinem Vater gab, lebt der 16-jährige auf der Strasse. 

Seine Hilfsbereitschaft wird Linus zum Verhängnis. Ein vermeintlich Blinder bittet ihn um Hilfe beim Einladen eines sperrigen Gegenstands in einen Transporter. Dann geht alles sehr schnell und als Linus wieder aufwacht, befindet er sich in einem rätselhaften Bunker.

Eine klischeehafte Entführung. Dies gilt jedoch nicht für den Rest der Geschichte, die mir gerade deswegen so gut gefällt, weil sie sich unerwartet entwickelt:  Nach und nach stossen immer mehr Personen hinzu. So auch die kleine Jenny und vier Erwachsene. Die sechs Personen, die sich im Bunker befinden, könnten nicht unterschiedlicher sein und erste Konflikte sind vorprogrammiert. Überall sind scheinbar unzerstörbare Kameras montiert und der einzige Zugang zum fensterlosen Hochsicherheits-Bunker ist ein Lift. An Privatsphäre ist wegen den zahlreichen Kameras gar nicht zu denken, was dazu führt, dass bei den Insassen die Nerven blank liegen.

Das Motiv des Entführers ist unklar und es scheint auch keine Verbindung zwischen den Opfern zu geben. Je länger sich die Sechs auf engstem Raum in diesem Gefängnis aufhalten, desto mehr spitzt sich die Lage zu. Als der mysteriöse Entführer auch noch beginnt die Insassen aufeinander zu hetzen, eskaliert die Lage völlig.

Wie der Titel schon verrät, handelt es sich beim Jugendroman "Bunker Diary" um tagebuchartige Aufzeichnungen von Linus. All seine Gefühle, die er mit niemandem teilen kann, schreibt er in sein kleines Tagebuch. Das Tagebuch ist das einzig Konstante während seines Aufenthalts im Bunker.

“Was würdest du tun, wenn du an meiner Stelle wärst? Aufgeben? Würdest du einfach so aufgeben? Dich hinlegen und heulen? Dich ins Bett legen und hinnehmen, was kommt? Akzeptieren, was dir widerfährt. Es annehmen…”

Das lange eingesperrt sein zeigt Folgen: Im Verlauf des Buches verändern sich die Personen stark und auch der Schreibstil wird zunehmend wirrer. Leider gibt es mit der Zeit einen sehr fliessenden Übergang zwischen Tagträumen, Fantasien und wirklichen Erinnerungen, was nicht gerade zur Lesefreundlichkeit beiträgt.

Der Jugendroman ist sicher nicht für Zartbesaitete geeignet, regt aber zum Nachdenken an: Was würde ich an Linus Stelle tun? Machen uns die natürlichen Instinkte in solch einer Situation zu Furien?

Die Figuren in „Bunker Diary“ geraten teilweise in sehr heftige Gewalt- und Grenzsituationen. Der Roman ist dennoch sehr fesselnd, wenn auch für meinen Geschmack fast zu negativ. Man bekommt das Gefühl, Gewalt sei willkürlich und Hoffnung zwecklos.

 


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    Bunker Diary
  • Autor:in
    Kevin Brooks
  • Verlag
    dtv
  • Erscheinungsdatum
    2014
  • Seiten
    276
  • Bewertung