City down under
„Wir fahren allein, begegnen Mitfahrenden, fahren dann heim.“So lautet eins der Gedichte, die überall in der City auftauchen und 14 Jugendlichen immer wieder begegnen. James Roy spielt in „City down under“ mit verschiedenen Erzählstilen: ein faszinierendes Konzept. Der Kurztipp der Nachwuchsredaktorin Nora Steiner.
Die City ist eine anonyme Grossstadt irgendwo in Australien. Hier leben Fliss, die junge Dichterin, Dylan, dessen Haus abbrennt, Mitch und Jason, die Möchtegern-Gangster und andere Jugendliche. Die meisten kennen sich nicht.
James Roy beleuchtet einzelne Momente aus den Leben der jungen Menschen. Ihre Charaktere sind sehr unterschiedlich und mit ihnen wechselt der Autor auch seinen Schreibstil: Mal legt er Wert auf Gefühle, mal auf Action, mal auf ausführliche Beschreibungen, mal auf Knappheit.
Um dem Leser Stimmungen und Gedanken möglichst genau näherzubringen, kreiert der Autor eigenwillige, geradezu poetische Bilder. Ausdrücke wie „Zart und sanft wie Erdbeermousse“ oder „in den Schatten der glitzernden Skyline“ gehören zu seinem Repertoire und bieten eine willkommene Abwechslung zu den ausgeleierten Beschreibungen, die Autoren sonst oft brauchen.
Die Gedichte, die die Jugendlichen entdecken sind abstrakt und lassen viel Interpretation zu:
„Wellen unterm Steg, klatschen laut wie Mutters Hand, Seepocken sind scharf.“ Jeremy findet dieses Gedicht, während er einen Brief an seine Mutter schreibt. Er erwähnt es darin kurz und meint, dass er Schmierereien eigentlich nicht möge, dieses Gedicht aber gezielt und überlegt geschrieben wirke.
Leider schreibt Roy aus so vielen Perspektiven, dass die einzelnen Figuren selten ein zweites Mal auftreten. Dies ist schade, so bleiben einige Hintergrundgeschichten ungeklärt. Ausserdem weiss man nicht, ob die Verse die Jugendlichen weiterhin begleiten.
Die vielen Protagonisten ermöglichen jedoch Einblicke in viele verschiedene Leben. Dennoch hat der Leser gar nicht die Möglichkeit, eine Lieblingsfigur oder einen Sympathieträger zu finden – dafür sind die jeweiligen Sequenzen zu kurz.
James Roys Schreibstil ist äusserst ansprechend. Aber zum Glück ist der Jugendroman nur um die 300 Seiten lang, denn mit der Zeit wirkt diese detailreiche Erzählweise etwas langfädig und ermüdend.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der unpassende Klappentext, der ganz und gar nicht der gebotenen Story entspricht. Er tönt so, als ob die Jugendlichen ein riesiges Geheimnis über die City entdecken und mit den Hinweisen des Dichters die Welt retten. Nun ja, in Wirklichkeit kennen sich die Jungen nicht einmal.
Kinder- und Jugendredaktion

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TitelCity down under
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Autor:inJames Roy
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VerlagGerstenberg
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Erscheinungsdatum2014
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Seiten284
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Bewertung