Die einzige Zeugin
Vor zehn Jahren wurde Lauren Zeugin eines furchtbaren Verbrechens. „Die einzige Zeugin“ von Anne Cassidy ist ein ungewöhnlicher Thriller. Die Kritik der Leporello Jugendredaktorin Sophie Burkhalter.
„Der Junge winkte ihr zu, als stünde er oben auf einem Schiff und sie unten am Kai. Aber er war nicht auf einem Schiff, er war im Schlafzimmer ihrer Eltern. Einem Zimmer, das sie gut kannte.“
Lauren ist die einzige Zeugin. Vor zehn Jahren wurden ihre Mutter und ihre Schwester ermordet, Lauren hat überlebt. Ihr Vater sitzt seitdem im Gefängnis und beteuert noch immer seine Unschuld. Nun kehrt Lauren an den Ort des Verbrechens zurück – die Erinnerungen von damals kommen wieder hoch und werden immer deutlicher und klarer. Ihr altes Wohnhaus lässt Lauren nun nicht mehr los. Sie ist verunsichert. Was, wenn die Dinge damals gar nicht so waren, wie sie immer dachte? Ist ihr Vater vielleicht doch unschuldig?
Starke Bilder und Stimmungen
Die Autorin beschreibt Laurens altes Wohnhaus sehr detailliert. Sie lässt die Gegenstände und Orte, die erst im Verlauf der Geschichte wichtig werden, schon von Anfang an auftauchen, ihre Bedeutung kann man aber erst später erkennen. So fragt man sich, was hat es mit dem Puppenhaus auf sich, von dem so oft die Rede ist? Und was hat der Clown zu bedeuten, der immer wieder durch Laurens Gedanken spukt?
Es wartet nicht hinter jeder Ecke ein Mörder
Ich habe die 278 Seiten dieses Buches in knapp zwei Tagen gelesen. Und es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Das liegt nicht daran, dass hinter jeder Ecke ein Mörder lauern könnte, der Lauren ans Leben will, sondern daran, dass Laurens Überzeugung an der Schuld ihres Vaters langsam zu bröckeln beginnt. Nichts scheint mehr sicher.
Man kann sich nicht darauf verlassen, was man sieht
Dieses Buch zeigt, dass man sich nicht darauf verlassen kann, was man sieht und wahrnimmt. Je nachdem, wie man es interpretiert bekommt es eine vollkommen andere Bedeutung. Wahrnehmung spielt generell eine grosse Rolle in diesem Roman: das Aussehen von wichtigen Figuren, Räumen und Gegenständen wird bildhaft und detailliert beschrieben, ohne langfädig zu werden. So verändert sich die Wirkung des Puppenhauses auf Lauren im Laufe der Geschichte. Am Anfang beschreibt sie es liebevoll und erzählt, wie sie als kleines Kind unbedingt damit spielen wollte, aber nicht durfte. Gegen Ende der Geschichte jedoch verändert sich Laurens Einstellung zum Puppenhaus schlagartig.
Düsteres, dramatisches Cover
Was mir am Buch besonders gefällt, ist das Cover. Es hat etwas Düsteres, Dramatisches. Allerdings habe ich erwartet, dass die schwarzen Federn auf dem Cover in der Geschichte eine Rolle spielen würden. Das tun sie aber nicht.
Kinder- und Jugendredaktion

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TitelDie einzige Zeugin
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Autor:inAnne Cassidy
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VerlagFischer
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Erscheinungsdatum2012
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Seiten286
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Übersetzer:inMaren Illinger
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Bewertung