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Silber - das dritte Buch der Träume

| Kinder- und Jugendredaktion | Jugendbuch

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschieden wir uns mit Kerstin Giers „Silber – das dritte Buch der Träume“ von geheimnisvollen Traumkorridoren, einzigartigen Charakteren und einer herrlich ironischen Sprache. Die Kritik der Nachwuchsredaktorin Nora Steiner.

Liv Silbers Leben ist momentan ein einziges Chaos: Ernest und ihre Mutter wollen heiraten, was die griesgrämige Schwiegermutter um jeden Preis verhindern will. Ihr Freund Henry redet dauernd darüber, dass sie sich wegen dem ersten Mal nicht gestresst fühlen sollte. Schon nur Harrys Annahme, dass sie noch nicht viele sexuelle Erfahrungen gemacht habe, versetzt Livs Ego einen gehörigen Dämpfer.

Dicker Chow-Chow-Terrier
Was kann man denn dafür, wenn einem eine Notlüge zur Rettung des Selbstbewusstseins über die Lippen rutscht? Henry wird schon nie erfahren, dass Livs erfundener Ex-Freund Rasmus in Wirklichkeit ein dicker Chow-Chow-Terrier ist.

Und dann muss sie noch die Welt vor dem bösen bösen Arthur Hamilton retten. Dieser hat nämlich seine Fähigkeiten in der Traumwelt trainiert und bringt es jetzt fertig, Leute so zu hypnotisieren, dass diese wie Marionetten alles tun, was er will. 

Um sich gegen den mächtigen Arthur wehren zu können, müssen Liv, Henry und Grayson die noch mächtigere Annabelle auf ihre Seite ziehen. Doch Annabelle ist überzeugt, dass der böse böse Dämon wieder in der Traumwelt sein Unwesen treibt und nicht bereit ist, sich mit „Abtrünnigen“ einzulassen.

Ein Glucksen, das die Stimmbänder emporkriecht
Horror- Szenario eines jeden Gier-Lesers: Man sitzt im Zug, hält den brandneuen dritten Band der Silber-Trilogie in den Händen, liest die ersten zwei Seiten – und da spürt man es schon: ein Glucksen, das die Stimmbänder emporkriecht und sich in einem lauten Auflachen löst. Von den anderen Fahrgästen wird man ziemlich schräg von der Seite angeschaut. Aber wegen Giers einzigartiger Komik und Livs Talent, sich in jeder Situation in irgendein Fettnäpfchen zu manövrieren, kann man nicht anders: Man trägt während der Lektüre des ganzen Buches ein Dauergrinsen im Gesicht.

Je ausgefallener, desto besser
Ob eine bissige Schwiegermutter (alias „Das Bocker“ alias Biest-in-Ocker), Buchsbäumen in Pfauenform namens Mr. Snuggles, Chow-Chow-Terriern als Namensgeber für erfundene Ex-Freunde oder Jaguare, die dauernd mit Leoparden verwechselt werden: Kerstin Gier scheint ihre Romane nach dem Motto „Je ausgefallener, desto besser“ zu schreiben und genau dies gelingt ihr ausgezeichnet!

Ohne mit unnötigen Details zu langweilen, beschränkt sie sich darauf, die speziellsten Markenzeichen ihrer Charaktere zu beschreiben, unterhält den Leser mit fein eingestreuten Running Gags und fügt dann und wann aber auch wieder eine ausführliche Beschreibung hinzu.

„Der Korridor mit seinen verschiedenfarbigen Türen und dem sanften Licht hätte heiter und friedlich wirken können, aber das tat er nicht. Die Stille hatte etwas Lauerndes, und es war nicht auszumachen, von wo das Licht überhaupt kam – es gab weder Fenster noch Lampen, geschweige denn eine Decke, von der Lampen überhaupt hätten hängen können. Es war ein magischer Ort, geheimnisvoll und gefährlich – eine Mischung, die ich einfach unwiderstehlich fand.“

Mal kriecht einem einen Schauer den Rücken herunter oder man brüllt vor Lachen – genau diese Abwechslung macht Giers Romane aus.

Jeder denkt es – Gier bringt es aufs Papier
„Stattdessen sassen Florence und Mia am Küchentisch, Buttercup (der Familienhund) hockte auf einem Stuhl zwischen ihnen, und alle drei starrten mit hängender Zunge auf das Blech, das Lottie gerade aus dem Ofen zog. Na gut, die Zunge hing nur bei Butter aus dem Mund, aber die anderen beiden sahen mindestens genauso hungrig aus.“


Sicherlich kann sich jetzt jeder genau vorstellen, wie die drei wohl gerade aussehen. Solche Beschreibungen machen Giers Erzählungen so lebendig, weil wir solche Szenen alle selbst kennen und sich diese exakt so auch bei uns in der heimischen Küche abspielen könnten.

Identifikationspotential und Situationskomik, das liefert Gier zur Genüge – schlichtweg genial!

Kurz, mein Wunsch ans Christkind: Bitte, bitte mach, dass Gier schon bald ein neues Jugendbuch herausgibt! 


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Kinder- und Jugendredaktion

  • Titel
    Silber - das dritte Buch der Träume
  • Autor:in
    Kerstin Gier
  • Verlag
    FJB
  • Erscheinungsdatum
    2015
  • Seiten
    457
  • Bewertung